Kleines B

3
Jan
2011

im Kino "Fair Game"

Liebes Tagebuch,

offenbar wurde mein Flehen und Bitten von den vergessenen Göttern dieser Welt doch noch erhört. Denn wie du siehst, haben sich das große B und ich jetzt eine Weile nicht gesehen. Zumindest nicht für Kino und so, sondern nur wenn ich ihn in der Arbeit besucht habe, oder wir gemeinsam einen Geburtstag gefeiert haben.

Eigentlich wollte er am 31.12. noch ins Kino, aber da er einfach unzuverlässig ist, hat er das dann natürlich auch abgesagt. Somit war er den ganzen Dezember nicht im Kino. Für 2011 hat er sich Besserung vorgenommen und somit waren wir gleich am 1. Jänner im Kino.

"Fair Game" ist ein Polit-Thriller basierend auf wahren Begebenheiten, mit Naomi Watts und Sean Penn in den Hauptrollen. Watts als CIA-Agentin und Penn als ihr Ex-Botschafter Ehemann werden im Zuge der Suche nach den Massenvernichtungswaffen im Irak, deren angebliche Existenz damals bekanntlich den zweiten Irak-Krieg gerechtfertigt hatte, in eine Hetz-Kampagne verstrickt, als sie mit ihrem Wissen an die Öffentlichkeit gehen.

Die Ereignisse aus der Zeit von 2001 - 2003 sind uns allen ja noch in Erinnerung, zumal mittlerweile ja sogar die US-Regierung eingestanden hat, dass die Beweise für den Einmarsch an den Haaren herbeigezogen waren. Dementsprechend bietet die Handlung des Films wenige Überraschungen, vorallem wenn man (wie ich) damals die Ereignisse im Internet genauer mitverfolgt hat. Watts und Penn spielen ihre Rollen aber solide und schaffen es auch die inner-eheliche Anspannung und die Zerrissenheit zwischen Verpflichtung zum Partner und Verpflichtung zum Land darzustellen. Wer Sean Penns politische Ansichten kennt, kann sich vorstellen, dass er sich sehr gefreut haben muss, diese Rolle zu bekommen :)

Das große B war offensichtlich so auf Kino-Entzug, dass er mich gar nicht wirklich wahrgenommen hat. Und da er vom Tagesgeschehen ja meist nicht so viel mitbekommt, war er auch von den Wendungen des Films ausreichend mitgenommen. Eventuell hat er die ganze Handlung ja auch als reine Fiktion abgetan. Mit einem strahlenden Grinsen hat er jedenfalls den Saal verlassen ...und nach 20 Jahren Ehe Freundschaft, kann man sich ja mit dem anderen mitfreuen...

21
Nov
2010

DVD-Abend "Leaves of Grass"

Liebes Tagebuch,

letzten Sonntag, nach unserem Tripple, sprach das große B:
"Ich meld mich bei Dir morgen, und sag Dir bescheid ob wir kurzfristig ins Kino gehen oder am Mittwoch."
Wer sich die ganze Woche nicht gemeldet hat:
..okay, die Liste wäre lang, und in diesem Kontext ist nur ein Name von Bedeutung: das große B.

Eine Woche ohne großes B? Kann es sein, das die vergessenen Götter, die ich in den letzten Wochen immer und immer wieder angerufen habe, mich erhört haben? Nein. Natürlich haben sie das nicht...

Da das kleine k ihre Wohnung für einen DVD-Abend zur Verfügung gestellt hat und Nudelsalat versprochen wurde, sind wir - das Doppel B, das kleine K und 3 weitere Personen die Anonym bleiben und verständlicherweise nicht mit dem großen B in Verbindnung gebracht werden wollen - heute vor dem TV gesessen. Das Abendprogramm: "Leaves of Grass"

"Leaves of Grass" lief im Viennale-Programm und es haben ihn auch fast alle Anwesenden außer mir bei der Viennale gesehen. Ich habe es zwar kurz probiert, aber mein Vorschlag den Film auf englisch zu schauen wurde sofort abgeschossen. Schließlich ging es ja bei dem heutigen DVD-Abend darum, eventuelle Verständnisprobleme aus dem Viennale-Screening durch die deutsche Synchronistation auszubügeln.

Der Film selbst erzählt die Geschichte eines Zwillingsbruder-Paars, von dem der eine vor vielen Jahren die Kleinstadt und Familie verlassen hat, als er studieren ging, und eben nie wieder zurück gekommen ist, sondern statt dessen ein erfolgreicher Professor und Philosoph wurde. Der andere wurde professioneller Kleinkrimineller und Marihuana-Züchter. Als zweiterer in Schwierigkeiten steckt, lockt er seinen Bruder mit einer falschen Todesmeldung zurück in Oklahoma-Nest, wo sich dieser dem Bruder und der Mutter stellen muss, versucht für seinen Bruder da zu sein, und eine Frau kennen lernt.

Die Besonderheit des Films ist zum einen natürlich die Doppel-Rolle in der Hauptdarsteller Edward Norton hier steckt. Er spielt die ungleichen Brüder, die später auch noch sehr ähnliche Haarschnitte tragen, überzeugend, wobei der Unterschied in Akzent und Sprechweise in der Synchro natürlich ein wenig verloren geht. Hiervon ist in der deutschen Fassung nur mehr durch die etwas gezogenere Aussprache des Vollzeit-Kiffers etwas zu merken.
Obwohl der Film sich nicht einer bewusst langsamen Bildsprache bedient, kommt durchaus ein ruhiges Gefühl während des Films auf, bei dem die wenigen action-reicheren Szenen umso gewaltiger zur Geltung kommen.
In den Nebenrollen glänzen Keri Russel als Herzensbändigerin und Susan Sarandon als Mutter (der leider nur wenig Bildschirmpräsenz zufällt), sowie Richard Dreyfuss als Südstaaten-Drogen-Barönchen.

Als Ed Norton-Fan bin ich natürlich begeistert, wenn ich ihm in fast jeder Szene bei der Arbeit zuschauen kann, zumal der Film auch wirklich gut ist, und er eine tolle Performance liefert. Außerdem mag ich Keri Russel. Und den Film mag ich auch, wenn wir schon dabei sind.
Und den Nudelsalat des kleinen k.

Das große B konnte trotz seinem tourette-artigen Vortrag über seine Arbeit mit "Schwänzen, Titten und Ärschen" keinem die Stimmung verderben. Und sein Versprechen, sich bei mir spontan wegen Kino zu melden, lässt mich ja doch noch mal den Glauben aufnehmen ... vielleicht funktioniert das ja nochmal so gut, wie diese Woche?

Vishnu, Brahma, Shiva - wollt ihr zu 1 Milliarde Inder, vielleicht auch noch einen Österreicher dazu haben?

14
Nov
2010

Kino-Tripple

Liebes Tagebuch.

Da Wahnsinn dem großen B kein Fremdwort ist, und ich ihn mit neuem Vokabular nicht verwirren will, waren wir heute in einem sogenannten "Tripple" (nicht zu verwechseln mit der schmerzhaften Krankheit, die sich das große B mal bei einer wilden Feier im christlichen Männerbad zugezogen hat! - aber das ist eine gänzlich andere Geschichte).
Eine 3-Kino-Filme-in-Folge-Session ist selten, da wir es normalerweise schaffen, regelmässig ins Kino zu gehen. Die Tatsache, dass das große B neuerdings eine Videothek mit seinem Wohnzimmer verwechselt und eine Menge Neustarts machten jedoch die drastische Massnahme des heutigen Tripples notwendig.

Zu den Filmen:
Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt
Eine flotte Action-Komödie, die schon als Beat-em-up bezeichnet werden kann, nach einer Comic-Vorlage.
Scott (22), gerade zwischen zwei Jobs, Bassist des Band "Sex Bob Ombs", und noch nicht so richtig über das ein Jahr zurückliegende Ende einer Beziehung hinweg, verliebt sich in Ramona. Doch bevor die beiden so richtig zusammen kommen können, muss sich Scott der "Liga der sieben teuflischen Ex-Lover" stellen, und einen nach den anderen im Kampf besiegen. Dazwischen muss er seiner Band
zu einem Plattenvbertrag verhelfen... und natürlich etwas über sich selbst lernen.

Obwohl ich mich sehr auf diesen Film gefreut hatte, war ich letztlich doch überrascht wie gut er war. Er ist nicht nur sehr lustig und durchdacht, und von der ersten bis zur letzten Minute pure Unterhaltung, sondern weißt einige großartige technische Finessen auf. Vorallem was die Schnitt- und Überblend-Effekte angeht, ist dieser Film eine Leistung. Da dem ganzen zusätzlich noch ein wenig Videospiel-Charakter anhaftet, sind die Special-effects auch entsprechend und kommen sehr gut über die Leinwand.
Eine Szene die mir zB besonders gut gefallen hat: Scott zieht sich schnell geschnitten Weste, Schweißbänder, etc an nur damit die Kamera dann festhält, wie er schön langsam die Schuhe bindet :)

Neben Michael Cera als Scott Pilgrim, tauchen einige andere bekannte Gesichter wie Jason Schwartzmann, Chris Evans und Kieran Culkin in dem Film auf. Besonders möchte ich aber auf Thomas Jane ("Punisher") als Mitglied der 'Veganer Polizei' hinweisen, der Brandon Routh (grottenschlecht als "Superman", aber klasse in diesem Film als Todd, Absolvent der Vegan Academy) für seine Vergehen bestraft.

Die kommenden Tage
Ein Nah-Zukunft-Drama aus Deutschland mit einem großartigen Cast.
Der Film erzählt die Ereignisse von 2012 bis 2020, darüber wie der Kampf um Wasser und Öl mehr und mehr eskaliert und die innereuropäischen Strukturen und Solidaritäten zusammen brechen, aus dem Blickwinkel einer gut situierten Familie, bei der die Kinder in die Geschehnisse verwickelt werden. Der Vater ist Senior-Partner einer Rechtsanwaltskanzlei mit Klientel aus der Energie-Branche. Tochter Cecillia und ihr Freund Konstantin schließen sich der Terror-Gruppe "Schwarze Stürme" an, die das Ziel hat, die Zivilisation als ganzes kontrolliert in sich zusammen brechen zu sehen, damit die Menschheit nicht den gesamten Planeten und seine Ökosysteme mit sich reisst. Tochter Laura will ihr Studium abschließen und Familie gründen, sieht den Sinn des Lebens in der Fortpflanzung. Sohn Philipp will als ESA-Astronaut zum Mars geschickt werden und wird Bundeswehr-Offizier. Der Film folgt primär dem Leben Lauras, die auch zu Beginn die Erzählfunktion übernimmt.

Das quasi-Endzeit-Szenario und der realitätsnahe Bezug alleine machen diesen Film sehenswert, wenn es auch für mich das Cast war, weswegen ich den Film sehen wollte. Alle der Haupt-Schauspieler liefern eine tolle Performance ab, aber es ist wieder einmal August Diehl der mit seinem Spiel die Szenen gewinnt. Es gibt keinen intensiveren jungen Deutschen Schauspieler als ihn, auch wenn er wohl aufpassen muss, hier nicht in einer Schublade zu landen, da er kaltblütige Bösewichte so gut darzustellen weiß.
Der Film setzt die Hinweise auf die Geschehnisse in der Welt sehr gut im Hintergrund ein, oder zeigt die Veränderungen mit einer subtilen Leichtigkeit, ohne direkt darauf hinzuweisen. Ein Beispiel: Die Front eines Szene-Lokals ist ein paar Jahre später von einem Gitterkäfig umgeben und von bewaffneten Sicherheitskräften bewacht.
Der Film spielt seine Qualitäten als Drama mit voller Kraft aus, setzt immer wieder auf das Einzelschicksal, ohne dabei das große Bild komplett aus den Augen zu verlieren. Oft kann man fast vergessen, was im Szenario selbst los ist, weil die Ereignisse in der Familie den Fokus liefern. Dazu gefällt mir vorallem eine Aussage des Vaters, als dieser von seinen Geschäftspartnern dazu gedrängt wird, ein offizielles Statement abzugeben, um die Klienten zu beruhigen: "Meine Tochter sieht es als notwendig an wahllos unschuldige Leute zu töten. Mein Sohn kämpft in diesem beschissenen Krieg. Bitte! Ich komme doch nicht mehr ins Büro zurück."

Wenn es etwas gibt, dass ich an diesem Film zu bemängeln weiß, dann die Tatsache, das Jürgen Vogels Auftritt auf ca 4 Zeilen in einer einzigen Szene beschränkt ist.

Buried
klaustrophobischer Thriller über einen Mann der von Geiselnehmern lebendig begraben wird.
Paul Conroy, LKW-Fahrer von Hilfsgütern im Irak, erlangt sein Bewusstsein wieder, nachdem sein Konvoy von Aufständischen überfallen wurde - in einem genagelten Sarg. Offensichtlich unter der Erde. Alles was er bei sich hat, sind sein Zippo, sein Flachmann und ein Blackberry der ihm in den Sarg gelegt wurde - seine einzige Verbindung nach draußen. Bald melden sich die Entführer - innerhalb weniger Stunden muss er 5 Millionen Dollar Lösegeld auftreiben, oder sie lassen ihn dort unten verrotten.

Dieser Film ist eine absolute Tour-de-Force. Nicht bloß, weil es sich um eine absolute Ein-Mann-Show handelt, wenn man Sarg und das spärliche Licht mal wegrechnet. Die ersten Minuten des Films, in denen Conroy zu sich kommt, seine Situation erkennt und beinahe ausflippt, sind so intensiv, dass ich mich im dunklen Kinosaal beengt gefühlt habe. Man kann über diesen Film auch gar nicht viel sagen, denn viel mehr Handlung gibt es nicht. Es gibt nichts anderes zu sehen, als Paul der in dieser Kiste steckt, die nicht viel größer ist, als er selbst. Nur die Stimmen aus dem Off, wenn er mit Leuten telefoniert, und die eine oder andere MMS - direkt vom Handy-Display abgefilmt - kann man hier noch dazu rechnen. Die Anspannung ist immens.

Leider waren einige Leute im Kino offensichtlich mit der Komplexität des Films überfordert und haben dann begonnen die Atmosphäre zu zerstören, in dem sie zu plaudern begonnen haben. Offensichtlich muss ein Film im Sekundentakt geschnitten und mit Explosionen gefüllt sein, um solche Leute bei Laune zu halten.

Letztlich konnten auch diese Watschenbaumrüttler den Film nicht zerstören, der bis zur letzten Minute spannend und eben an-spannend bleibt. Ryan Reynolds spielt den Gepeinigten sehr gut, aber ich denke, dass allein das Szenario den Film trägt und die Vorstellung, wie man in so einer Situation reagieren würde, die Stimmung schafft.


Über das große B kann ich nicht wirklich viel sagen, war die Anzahl der Filme und der notwendige Fokus auf sie einfach zu stark, als dass seine Präsenz da viel dran verändern hätte können. "Scott Pilgrim" war sicherlich ein Film nach seinem Geschmack: poppig und flott. Er mag es ja, wenn es ruck zuck geht. Zu "die kommenden Tage" hat er eigentlich keinen Kommentar fallen gelassen, selbst als wir danach Essen waren, und er jede Möglichkeit gehabt hätte. Und das der Film "Buried" und nicht "Beiried" heißt, hat er auch irgendwann eingesehen, als ihm klar wurde, dass es kein Film über Steak ist. Das irritierendste an ihm heute war noch, als er mir vor dem Kino-Treff per Skype folgende Nachricht geschickt hat:

"hab nen namen für dich *fg*: jenny poussin"

Ich hab keine Ahnung warum ihm der Name, den mir meine Eltern gegeben haben, nicht passt ...aber manchmal ist es besser, man redet einfach nicht zurück, und lässt ihn einfach machen.

1
Nov
2010

Double-Trouble: Viennale-Film "Han Jia", Kino-Film "RED"

Liebes Tagebuch...

wenn man erstmal in den Klauen des Schicksals hängt, kommt man nicht mehr los, und wird langsam aber doch von seinen Fängen in Stücke gerissen. Stück für Stück für Stück.
Der Beweis: heute habe ich das große B zu 2 getrennten Veranstaltungen in Begleitung gehabt.

Zuerst bei meinem letzten Viennale-Film. "Han Jia - Winter Vacation", ein chinesischer Film - und wahrscheinlich der beste den ich heuer gesehen habe. Auf alle Fälle wohl der lustigste. Han Jia ist ein surrealer Film, der keine Komödie ist, aber eben durch seine Inszenierung und seinen Aufbau, das Zwerchfell nicht ruhen lässt.
Im Grunde geht es um ein paar Jugendliche einer ruralen Gegend die eben Winterferien haben, und sich offenbar nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Der Film hat keine Handlung, keinen Plot. Er ist auch außerdem sehr langsam, behäbig, schwerfällig. Der Film lebt von seinen Dialogen - oder dem fehlen davon. Die einzelnen Zeilen werden meist mit Pausen von teilweise 30 Sekunden ausgetauscht, als ob jeder sich erst haargenau überlegt was er sagen möchte. Es erhöht die Spannung darauf, was gleich kommen wird, ins dramatische.
Außerdem ist es der Film, der wohl die meisten zitierbaren Zeilen beinhaltet, von allem was ich heuer auf der Viennale gesehen habe. Von "Sei ruhig, sonst tritt dir dein Onkel in den Hintern" und "Du bist nur durchschnittlich hübsch und dumm, wenn du mich nicht hättest würde dich gar keiner mögen." zu "Wenn ich groß bin, möchte ich Waise sein.". Okay - so aus dem Kontext gerissen ist das ganze nicht mehr ganz so lustig. Aber den Film selbst empfand ich als sehr metaphorisch für die Situation des modernen China.

Abends waren wir dann noch im regulären Programmkino um den Abschied von der Viennale zu feiern. "RED", der Film über pensionierte Superagenten mit dem Traum-Cast: Bruce Willis, Helen Mirren, John Malkovich, Morgen Freeman und Brian Cox. Ein äußerst flotter und unterhaltsamer Film, mit tollen Effekten, vielen witzigen Dialogen und eben einer Besetzung, das einem das Herz übergeht, das noch dazu mit Freude und Begeisterung spielt.
Obwohl mit Mary Louise Parker (eventuell aus der TV-Serie 'Weeds' bekannt) eine jüngere Schauspielerin als Augenweide mit von der Partie war, war es aber wieder einmal Dame Helen Mirren die in ihren Szenen dank ihrer Ausstrahlung und ihres Schauspieltalents ganz klar dominierte, und auch ihre männlichen Kollegen, wie man so schön sagt, an die Wand spielte.

Die erste Begegnung mit dem großen B war ja im Grunde schmerzlos. Vor dem Film war keine Zeit für Unterhaltungen und danach haben sich unsere Wege auch schnell wieder getrennt. Aber abends dann beim Essen - es war noch ein gemeinsamer Freund dabei - war es natürlich wieder unumgänglich, dass das große B seine Anwesenheit überall bemerkbar machen musste.

Ich habe es hier noch nicht erwähnt, weil ich der Meinung bin, dass körperliche Eigenschaften jemandem nicht schlecht angerechnet werden dürfen... aber das große B hat ein lautes Organ. Man hört ihn sogar atmen wenn er ruhig sitzt, also ist es nachvollziehbar, dass es lauter ist, wenn er spricht. In einem vollen Lokal, kann das schon mal die Blicke auf einen ziehen...

Die Viennale Revue passieren lassend, fragte ich das große B welcher Film ihm in den letzten beiden Wochen am besten gefallen hat.
"Dieser japanische Animationsfilm, wo das Tentakelmonster den Bus voller Schulmädchen entführt und sich dann über jede einzeln von ihnen hermacht und er seine Tentakel in ihre..." - ich habe ihn schnell gestoppt bevor er weiter erzählen konnte, da schon alle Leute von den Nebentischen entsetzt zu uns rüber geschaut haben.
Der Fehler liegt hierbei natürlich bei mir, da ich präziser Fragen hätte müssen. "Welcher Viennale-Film der letzten zwei Wochen" ..und nicht was er sich in seiner Freizeit so anschaut...

Amaterasu, wie konntest du zulassen, dass dein Volk diese Filme exportiert?

29
Okt
2010

Viennale-Film "Attenberg"

Liebes Tagebuch.

Heute waren das große B und ich in Begleitung des kleinen k in dem griechischen Film "Attenberg". Der Geschichte einer 23-jährigen und ihres Vaters, der im Sterben liegt, sowie ihrer Freundin Bella. Während der Vater sich mit dem Ende konfrontiert sieht und sich natürlich sorgt, wie seine Tochter zurecht kommen wird, ist Marina vor allem mit der Frage beschäftigt, ob sie asexuell ist oder sie einfach nur noch nicht den/die richtige/n getroffen hat. Der Film ist äußerst ruhig, sowohl in Bildsprache als auch bei den Farben und Einstellungen, und bringt die Emotionen der Charaktäre so gut zur Geltung. Besonders hervor zu heben sind die Szenen, in denen die Darsteller in Tiergebärden verfallen, die sie sich von Sir Attenboroughs Dokumentationen abgeschaut haben. Dazwischen sind immer wieder Szenen in denen Marina und Bella in einer an Monty Pythons "Ministry of Silly Walks" angelehnten Choreographie und ähnlichen Variationen einen Weg entlang schreiten.
Der Film hat mir sehr gut gefallen und hat mich mit der geschaffenen Atmosphäre sehr angesprochen.

Umso seltsamer waren die Minuten vor dem Film, in denen ich dem großen B (und, durch ihre bloße körperliche Anwesenheit, dem kleinen k) von dem Videospiel "Fable 3" erzählt habe, das ich gestern zu spielen begonnen habe. Eine Aufgabe erforderte es, dass mein Charakter in einem Hühner-Kostüm durch die Gegend lief, was die beiden sehr zu erheitern schien. Ich konnte die Geschichte kaum zu Ende erzählen, weil sie so hysterisch gelacht haben. Ich frage mich, was das zu bedeuten hat. Ob es etwas mit dem seltsamen Schrein zu tun hat, den ich in der Wohnung des großen B vor einigen Wochen gesehen habe?

großer Manitu, kannst du mich hören?

Viennale-Film "Oki's Film"

Liebes Tagebuch,

ein weiterer südkoreanischer Viennale-Film hat das große B und mich zusammen geführt. So wie ich mich nach diesen Treffen immer fühle, dürfte das Wort-wörtlich sein ... er fährt mich emotional einfach über den Haufen...

Das große B ist erst direkt mit Filmbeginn eingetroffen, hat dann aber im Film mit wenigen gezielten Aussagen geschafft, wofür er sonst Stunden, etwas hochprozentigen Alkohol und eventuell die Anwesenheit eines Kinder-Chores braucht. Im Gedächtnis ist mir vor allem folgende Szene geblieben:

Der männliche Hauptcharakter des Filmes (für den Regisseur typisch: ein furchtbarer, eher unsympathischer Kerl) sagt der jungen Frau neben ihm, dass er sie liebt. Sie bezeichnet ihn als "Psycho", daraufhin schnappt er sie in eine feste Umarmung drückt sie an sich und küsst sie. Sie schmilzt dahin und die beiden knutschen wild.

In die Stille und das fehlen von Untertiteln kommt dann der Kommentar des großen B: "He, das ist fast wie bei mir. Zu mir sagen die Frauen auch immer "Psycho", aber wenn ich sie dann anfasse schreien sie laut rum und holen die Polizei." Dann seufzte er kurz und murmelte noch etwas davon, dass Filme die Realität idealisieren.

Ich sage mir zwar oft, dass das große B einfach nur Missverstanden ist und auch eine gute Seite hat. Aussagen wie diese, lassen mich aber daran zweifeln.

Quetzalcoatl, steige noch einmal von den himmlischen Sphären herab - wir brauchen Dich!

27
Okt
2010

Viennale-Film "Machete"

Liebes Tagebuch,

der Eintrag kommt ein bisschen später als üblich - ich bin tatsächlich einfach auf der Couch eingeschlafen, bevor ich von den gestrigen Ereignissen erzählen konnte. Du wirst aber auch bald verstehen, warum ich so erschöpft war.

Da wir für den Film "Machete" keine Tickets beim Vorverkauf bekommen haben, haben wir uns für die Restkarten angestellt, die kurz vor Filmbeginn ausgegeben werden. Da wir bereits Erfahrung mit dem Prozess haben, waren wir schon 2 Stunden früher dort und somit die ersten in der sich dann später bildenden Schlange.

Zuvor wollte das große B sich noch beim Starbucks treffen, aber nach dem Chaos vom Vortag hab ich das lieber abgelehnt.

2 Stunden mit dem großen B im Kino-Foyer ... oh Mann.
Am schlimmsten war es, als er von dem Viennale-Film erzählte, den er davor gesehen hatte. "Trash Humpers" - ein Film über eine Gang von Pensionisten die Leute belästigt, verprügelt und tötet und seine sexuelle Energie an Mülleimern auslässt. Vorallem letzteres hat das große B dann allen Wartenden vorgeführt. Sowohl mit dem Altpapier-, dem Plastikflaschen- und auch dem Restmüll-Container. Da wünschten sich einige sicherlich, dass das Urania-Kino keine Mülltrennung betreibt.

Während "Machete" sind wir dann getrennt gesessen - bei den Restplatz-Karten geht das kaum anders. Das Mädel neben mir hat ihrem Begleiter erklärt in dem Film geht es um "Blut und nackte Weiber". Das bringt es als Zusammenfassung wirklich auf den Punkt. Machete ist übertrieben brutal und blutig, großzügig in der Darstellung von blanken Brüsten, und zeigt eine gewisse Kreativität in seiner Gewaltdarstellung. Ich muss nicht erwähnen, dass ich das große B durch den halben Saal hab grölen und jubeln gehört, während alle anderen Zuschauer still und geschockt dagesessen sind.

Als der Film vorbei war, sind viele Leute noch paralysiert im Saal sitzen geblieben oder haben sich von selbst dem bereitgestellten Personal zur psychologische Nachbetreuung anvertraut. Nur das große B ist mit einem breiten und glücklichen Grinsen aus dem Saal marschiert. Manchmal macht mir das richtig Angst...

Beim Teutates, mit dem stimmt doch was nicht!

25
Okt
2010

Viennale-Film "Ha Ha Ha"

Liebes Tagebuch,

gestern waren das große B und ich in dem südkoreanischen Film "Ha Ha Ha".
Ein hübscher Film über 2 Freunde, die sich treffen um gemeinsam in Ruhe etwas zu trinken und sich die Ereignisse des letzten Sommers zu erzählen, bevor einer von ihnen das Land verlässt. Dabei treffen beide zwar laufend auf die selben Personen, haben aber ganz andere Bezüge zu ihnen und merken gar nichts davon. So ist ein junger Mann dem einen der Konkurrent um eine Liebschaft, und dem anderen ist er ein Bekannter der sich entfremdet.
Der Film hat mir auch sehr gut gefallen, bisher hatte ich mit meinen Viennale-Filmen großes Glück.

Von großem Glück kann keine Rede sein, wenn es um das große B geht.
Zuvor waren wir nämlich beim Starbucks auf der Rotenturmstraße verabredet, und ich bereits gut 10 Minuten zuvor vor Ort.
Also habe ich mir mein Getränk geholt und mich neben dem Eingang mit meinem Buch hingesetzt.
Das große B lies auf sich warten.
15 Minuten nach der eigentlichen Treffzeit habe ich ihn dann angerufen und gefragt wo er bleibt.
"Na ich bin im Starbucks wo bist Du?", meinte er.
Ich erklärte ihm, dass ich schon längst da sei und beim Eingang sitzen würde.
Da ging plötzlich ein Gepolter in dem Lokal los.

Auf der Suche nach mir, warf er Tische um, stieß Leute zur Seite, drehte Stühle um (tw, welche in denen Leute saßen!). Es war ein Desaster.
Bis er dann plötzlich tatsächlich bei mir stand.
"Ah, den Eingang meinst Du." keuchte er, noch rot im Gesicht von der Anstrengung.

Im Lokal herrschte eine beunruhigende Stille. Niemand traute sich etwas sagen, nur weiter hinten wimmerte jemand, der unter einem der großen weichen Sofas begraben war. Ein kleines Kind schaute ihn mit großen angstgeweiteten Augen an - die Kakoatasse hatte er ihr aus der Hand geschlagen.

Ich trank schnell meinen Kaffee aus und verlies mit ihm das Lokal, damit er sich abkühlen konnte, bevor wir in den Film gingen ...und bevor jemand die Polizei rufen konnte.

Osiris, ich wünschte Du würdest dieser Bedrohung endlich Einhalt gebieten!

Nachtrag - ein kurzes Vergnügen

Liebes Tagebuch,

ich habe ja Urlaub und hätte somit trotz Trubel und Viennale die Zeit für diese Einträge. Aber das große B ist da mal wieder die Bremse ...und auf der sitzt er mit Vergnügen. Dies ist nun der nachträgliche Eintrag zu Freitag 22.10..

Eigentlich wäre dies gar keinen richtigen Eintrag wert, denn wir haben uns gar nicht wirklich gesehen. Da ich den Urlaub auch zur Entspannung nutze, war ich erst 10 Minuten vor Beginn des Viennale-Films "Cold Weather" vor der Urania. Und da ich noch einen schnellen Gang zur Toilette erledigen musste, blieb dem großen B eigentlich keine Zeit um meine Nerven zu strapazieren.
Im Saal sind wir dann auch noch getrennt gesessen. Ich konnte mich also komplett auf den Film konzentrieren. Eine Wohltat.

Der Film hat mir gerade deswegen gefallen, weil er mit einer sehr ruhigen Bilddynamik aufwarten konnte - selbst in den Szenen wo sie die Handlung beschleunigt und Aufregung herrschte, blieb die Bildsprache schön ruhig. Dazu die unaufgeregten Dialoge, die spannende Geschichte. Tolles Kino.

Danach haben sich das große B und ich recht bald verabschiedet, da er in einen weiteren Film musste und ich heim wollte. Vielleicht sollten wir das generell so halten. Uns vor und nach dem Film nicht unterhalten, und während des Films in unterschiedlichen Reihen sitzen.

Mein Dank geht ein weiteres Mal an Jupiter.

19
Okt
2010

im Kino: "die unglaubliche Entführung der Frau Elfriede Ott"

Liebes Tagebuch,

meine Gebete der letzten Tage wurden scheinbar erhört. Ich weiß zwar noch nicht welcher überirdischen Gegebenheit ich jetzt genau danken soll, aber der heutige Abend war richtig entspannt. Das große B hat ausnahmsweise keinen Frauen offensichtlich in den Ausschnitt gestarrt, hat keine peinlichen Bemerkungen über Menschen mit Migrationshintergrund von sich gegeben und hat auch kein einziges Mal jemandem vor die Füsse gespuckt. Er war wie ein anderer Mensch.

Der Film selbst war auch ganz tolle Unterhaltung. Ich hab von der ersten bis zur letzten Minute gelacht und über die sich mehr und mehr überschlagende Handlung gekichert. Ganz tolles Kino, sehr schön, dass sowas aus Graz kommt und nicht aus Hollywood importiert werden muss (wo es diese Art von Filmen ja eigentlich gar nicht mehr gibt).

Zeus, ich salutiere dir.
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